1880 entsteht auf Anraten und mit finanzieller Unterstützung der Gebr. Tobler (Schweiz. Seidengazefabrik) neben dem Alten Öchsli ein repräsentabler Neubau.
Mit der Eröffnung stellte Johann Jakob Lutz den Wirtebetrieb im „Alten Ochsen“ ein. Die eingebauten Pferdestallungen deuten darauf hin, dass im Gasthaus Unterkunft für Gäste mit Pferden angeboten wurden. Die Eisenbahn war damals erst im Bau und so reiste man mit Pferdekutschen.
Der angebaute Saal aber war für das kulturelle Leben im Dorf bestimmt. Hier traf man sich zum Tanz an der Kilbi und am Jahrmarkt, am Oster- und Pfingstmontag. Die Wintermonate waren mit Abendunterhaltungen der Dorfvereine ausgefüllt. Aber auch die Korporationen benützten den grossen Saal. Manche Theater gingen hier über die Bühne. Der Ochsen war der Treffpunkt vom kulturellen Leben in Thal.
1927 verkaufte die Erbengemeinschaft J.J. Lutz den Gasthof an Carl Bischof. Nach 10 Jahren folgten Ernst und Philomena Eigenmann-Fisch, 1945 Jakob Thalmann und 1948 Franz Käppeli.
Viele Jahrzehnte genügte dieses Gasthaus den Bedürfnissen der Dorfbevölkerung. Je länger je mehr änderten sich aber die täglichen Gewohnheiten. Die Wirte bekundeten Mühe, aus dem Gasthaus einen entsprechenden Erwerb ziehen zu können. Das Geld für den erforderlichen Unterhalt und die Erneuerung der Einrichtungen fehlte.
Zur Sicherung der Investitionen und zur Erhaltung dieser kulturellen Stätte erwarb die Genossenschaft Gasthof Ochsen 1961 die ganze Liegenschaft.Je nach finanziellen Möglichkeiten wurde immer wieder versucht, die nötigsten Unterhaltsarbeiten und Investitionen zu tätigen, sodass verschiedene Pächter den Wirtebetrieb im Restaurant und Saal mehr oder weniger erfolgreich betreiben konnten.
Ein Interessenverein, bestehend aus den wichtigsten Dorfvereinen, setzte sich zum Ziel, den „Ochsen“ zu erhalten. Mit verschiedenen Aktivitäten (z. B. Winzerfest) wurde versucht, diese Bestrebungen auch finanziell zu unterstützen.
Der Vorschlag, den Gastbetrieb, den Saal und den Weinkeller in Stockwerkeigentum aufzuteilen wurde von der Bürgerschaft der Politischen Gemeinde am 22. Oktober 1995 abgelehnt.
An der ausserordentlichen Ortsbürgerversammlung vom 15. Dezember 1997 stimmten die Bürger der Ortsgemeinde Thal mit grosser Mehrheit der Übernahme der Ochsenliegenschaft zu. Die Ortsgemeinde war bereits Genossenschafterin. Mit der Übernahme verpflichtete sie sich, das Gasthaus Ochsen vollständig zu sanieren und dafür zu sorgen, dass der Torkel für die Weinbaugenossenschaft Thal, sowie Saal, Bühne und Gasthaus mit Gastwirtschaft der Öffentlichkeit sobald als möglich wieder zur Benützung zur Verfügung stehen.
Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnte der Bühnenanbau und das total renovierte Gasthaus im Juli 1999 wieder geöffnet werden. Familie Hansi und Anita Schober-Fischer führten das Gasthaus über 20 Jahre sehr erfolgreich und der Ochsen war wieder Treffpunkt des dörflichen Lebens.
Am 1. Juni 2020 eröffnete Sebatiano Alcamo mit seinem Team das Gasthaus Ochsen und bietet italienische Spezialitäten an.
QUELLEN
Archiv Ortsgemeinde Thal